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Keihnachten – Vorspann

»ACHTUNG! ACHTUNG! 

ALLE ELFEN SOFORT ZUM WEIHNACHTSMANN!« 

Nur in absoluten Notfällen kommt diese Durchsage und dann heißt es: alles stehen und liegen lassen. Auf schnellstem Wege laufen die Elfen zum Büro des Weihnachtsmannes und versammeln sich dort. Vor lauter Aufregung tuscheln sie wild durcheinander.

Von seinem großen Schreibtisch aus schaut der Weihnachtsmann auf das Meer von roten Mützen und grünen Hosenbeinen. Er steht auf und hebt seine rechte Hand, um sich Gehör zu verschaffen. Sofort wird es im Büro ruhiger. Der Weihnachtsmann wartet eine Minute. Dann verkündet er mit dröhnender Stimme: 

»Dieses Jahr fällt Weihnachten aus!« 

Das letzte Gemurmel der Elfen verstummt schlagartig. Ihre Blicke wandern zu den Maschinen, den verpackten Geschenken und wieder zum Weihnachtsmann. 

»Schaut mich nicht so ungläubig an.« Wütend haut er mit der Faust auf den Tisch. Sein Gesicht nimmt langsam die Farbe seines roten Mantels an.

Das Meer teilt sich und seine Frau tritt mit dem Oberelf Twinkie nach vorne. »Aber mein Lieber …«, fängt die Weihnachtsfrau an. 

»Spar dir deine Worte, du wirst mich nicht überzeugen. Meine Entscheidung steht fest. Jeden Tag sehe ich, was die Kinder machen. Meinst du, sie verdienen ein Weihnachtsfest? Sie sind frech, vorlaut und nicht selten gemein. Sie wissen nichts zu schätzen, sind unfreundlich und lügen. Sogar unter den Kleinsten gibt es schon Diebe. Ich ertrage diesen Anblick nicht mehr.« 

Traurig setzt sich der Weihnachtsmann wieder hin. 

»Ich bin es wirklich leid.«

Twinkie und die Weihnachtsfrau schauen sich an. In all den Jahren haben sie den Weihnachtsmann noch nie so enttäuscht erlebt. Seine Frau tritt an den Schreibtisch und ergreift seine Hand. 

»Ruh dich erst einmal aus. Twinkie und ich übernehmen die Spielzeugproduktion. Für den Fall, dass du deine Meinung änderst. Wäre doch schade, wenn du dann zu wenig Geschenke hast.«

»Nein, meine Entscheidung steht fest! Weihnachten findet erst wieder statt, wenn der alte Weihnachtsgedanke von Neuem durchkommt. Ein Kind, das mich überzeugen kann, muss erst noch geboren werden.« 

Brummend schiebt er seinen Stuhl vom Tisch und stapft mit zorniger Miene aus dem Raum.

Die Weihnachtsfrau fasst sich als erstes und klatscht in die Hände. Auf der Stelle flitzen alle Elfen an ihre Maschinen zurück. Augenblicklich wird es wieder laut in der Werkstatt. Nur Oberelf Twinkie bleibt zurück.

»Twinkie, das dürfen wir nicht zulassen. Lass uns nach einem Kind suchen, das Weihnachten rettet. Ich habe auch schon eine Idee. Komm mal mit.« 

Zusammen mit Twinkie läuft sie zur Namensmaschine. Dort sind Namen, Adressen, Interessen, Wünsche, Weihnachtsbriefe und die Taten aller Kinder hinterlegt. Entschlossen gibt die Weihnachtsfrau einige Daten ein. Die Maschine ruckelt, zischt, tutet, spuckt und am Ende erscheint eine lange Reihe von Nummern. Erneut tippt die Weihnachtsfrau etwas in die Maschine. 

Hohoho!!! Sei gegrüßt, mein Kind!

Wir brauchen deine Hilfe. Wir wissen nicht, was passiert ist, aber der Weihnachtsmann hat seine Arbeit niedergelegt. Du hast richtig gelesen! Wir müssen verhindern, dass Weihachten ausfällt. Willst du uns helfen, dann antworte einfach auf diese Nachricht. 

Liebe Grüße! Die Weihnachtsfrau.

Diese Nachricht schickt die Weihnachtsfrau per WhatsApp an alle Nummern, die die Maschine ausgespuckt hat. Damit erreicht sie alle Kinder, die sich im letzten Jahr zu Weihnachten ein Handy gewünscht und nicht zu viele schlechte Taten auf dem Kerbholz haben. Durch einen magischen Spiegel beobachtet sie mit Twinkie die Reaktionen der Auserwählten. Einige Kinder lachen, andere löschen die Nachricht, ohne sie zu lesen. Manche schreiben sofort zurück. Doch die Antworten sind allesamt nur Scherze. 

Enttäuscht wendet die Weihnachtsfrau ihren Blick vom Spiegel ab. Zum ersten Mal versteht sie den Weihnachtsmann. Die Kinder von heute haben sich verändert. Sie denken nur an sich, sind unhöflicher und frecher. In diesem Moment ertönen erneut die Rentier­glocken und kündigen eine weitere Nachricht an. 

Hallo, ich heiße Ben. Wenn ihr meine Hilfe braucht, zeigt mir, dass ihr echt seid, und beantwortet mir diese Frage: Was habe ich letztes Jahr zu Weihnachten bekommen?

Mit seinen neun Jahren ist Benni nicht auf den Kopf gefallen. Am Anfang konnte er die Nachricht nicht einordnen. Wollten ihn seine Klassenkameraden ärgern? Oder kam die Botschaft von einem bösen Menschen? Wie oft hatte ihn seine Mutter schon ermahnt, vorsichtig zu sein. Den ganzen Nachmittag hatte ihn die Botschaft beschäftigt. Die Idee mit der Frage war ihm gekommen, als er abends im Bett lag. Nur die echte Weihnachtsfrau würde wissen, welche Geschenke er im letzten Jahr bekommen hatte.

»Twinkie, sattle Rudolph und flieg sofort zu Ben. Er ist im Grunde seines Herzens ein guter Junge. Auch wenn er nicht immer die richtigen Entscheidungen trifft. Aber schau mal, wie er sich seit dem Tod seines Vaters anstrengt, seiner Mutter zu helfen. Überzeug ihn, uns zu unterstützen. Ich glaube, wenn Ben es schafft, im Advent jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen, wird der Weihnachtsmann seine Meinung ändern.«

Twinkie nickt und macht sich sofort auf den Weg.

Posted in Adventskalender 2023, Aus dem Verlagsleben